03.07.2024
„Nach uns – Dopo di noi“: Der Weg war lang, aber nun steht ein Meilenstein
Dachverband für Soziales und Gesundheit
Die Gründung der Stiftung „Nach uns – Dopo di noi“ ist ein entscheidender Schritt vorwärts für Menschen mit Behinderungen in Südtirol. Damit können Eltern nun adäquat für ihr Kind mit Behinderung Vorsorge treffen und es langfristig umfassend absichern. Es ist das Ergebnis eines langen Weges für den Dachverband und seine Mitgliedsorganisationen.
Gut Ding braucht bekanntlich Weile. Und es hat in der Tat eine lange Zeit gebraucht, um die Idee des „Nach uns – dopo di noi“ umzusetzen. Fast ein Vierteljahrhundert lang ist dieses Ansinnen vom Dachverband und seinen Mitgliedsorganisationen unterstützt und vorangetriebenen worden. Mit der Gründung der Stiftung „Nach uns - Dopo di noi“ heuer im April hat nun ein wichtiges neues Kapitel begonnen. Es ist das Ergebnis des großen Wunsches nach Absicherung und Vorsorge für Kinder mit Behinderung, wenn die Eltern selbst dazu nicht mehr in der Lage sind, bzw. nach ihrem Ableben die Kinder weiter gut versorgt wissen wollen.
Bereits im Jahr 2001 gab es in Italien erste Ansätze, um sozialpolitische Voraussetzungen für Aktivitäten im Sinne des „dopo di noi“ auch rechtlich zu verankern, was im „Nationalen Plan für Interventionen und soziale Dienste“ festgehalten wurde. Anlässlich einer Studienfahrt der Landesabteilung Sozialwesen in die Region Marken wurde das Thema bereits damals in einer breiten Runde diskutiert und festgehalten. 1) Zeitgleich wurde auch die Einführung der Sachwalterschaft anstelle der Vormundschaft diskutiert und dann im Jahr 2004 gesetzlich verankert.
Beide Themen wurden von den Organisationen im Dachverband für Soziales und Gesundheit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, so dass jeweils Fachgruppen gebildet wurden, damit sowohl zum „dopo di noi“ als auch zur Sachwalterschaft rasch konkrete Anwendungsmöglichkeiten geschaffen würden. Während sich die Organisationen hinsichtlich der Sachwalterschaft darauf einigten, anstelle von einzelnen Beratungsdiensten eine Fachstelle im Dachverband aufzubauen, die 2006 ihre Tätigkeit aufnehmen konnte, blieb das Projekt „dopo di noi“ aber lange Zeit kaum realisierbar.
Über mehrere Jahre trafen sich Vertretungen des Landesamtes für Menschen mit Behinderungen, des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit, des AEB - Arbeitskreis Eltern Behinderter AEB (heute „Aktive Eltern von Menschen mit Behinderung VFG“), der Lebenshilfe, der Stiftung St. Elisabeth und der Sozialen Genossenschaft Casahaus in einer Arbeitsgruppe, der später auch weitere Organisationen angehörten, um den Bedarf und konkrete Möglichkeiten für einen Start eines „dopo-di-noi“-Projekts in Südtirol zu prüfen. Die Koordinierung übernahm zunächst das Landesamt und später dann der Dachverband. Die Lebenshilfe führte eine Erhebung durch, um festzustellen, ob es seitens der Familien in Südtirol Interesse und auch Bereitschaft gäbe – was von diesen bestätigt wurde.
Die von der Arbeitsgruppe angeregte Lösung, eine bestehende Stiftung mit der Umsetzung des „dopo di noi“ zu betrauen, fand letztlich nicht genug Zustimmung und wurde verworfen. In den Folgejahren fanden einzelne Fachveranstaltung statt, zu denen die bisherigen Akteure jeweils eingeladen waren und wo immer wieder betont wurde, dass das Interesse aufrecht geblieben war. So haben etwa der inzwischen aus dem Dachverband heraus entstandene Verein für Sachwalterschaft oder auch die Forschungs-Genossenschaft Sophia Initiativen ergriffen, und auch die Vereine Lebenshilfe und AEB luden 2019 gemeinsam zu einer Fachtagung ein.
Wieder dauerte es dann fast weitere fünf Jahre, bis ein neuer Anlauf unternommen wurde, wobei diesmal der Landesverband Lebenshilfe die Stiftung Südtiroler Sparkasse als neuen Partner gewinnen konnte und eine Reihe weiterer Mitgliedsorganisationen des Dachverbandes ihre Disponibilität zur Mitgründung einer eigenen Stiftung mit dem Namen „Nach uns - Dopo di noi“ erklärten. Mit einer Startfinanzierung seitens der Stiftung Sparkasse für die ersten drei Tätigkeitsjahre konnte am 23. April 2024 die neue Stiftung endgültig eingerichtet werden. Sie hat ihren Sitz am Waltherplatz in Bozen und nimmt nun die Arbeiten auf. Der von den Gründungsmitgliedern ernannte Verwaltungsrat wird von sechs Personen gebildet. Der Rechtsanwalt und Lebenshilfe-Vizepräsident Armin Reinstadler ist Präsident der Stiftung, sein Stellvertreter ist Giovanni Mischi vom Stiftungsrat der Sparkasse. Im obersten Gremium der Stiftung sind zudem noch Roberta Rigamonti, Kunigunde Weissenegger, Josef Haspinger und Franca Marchetto. Zwanzig weitere bilden den Stiftungsrat und als Ersatzmitglieder scheinen 44 Personen auf, die für eine vertrauenswürdige Abwicklung der anspruchsvollen Funktion bürgen.
Für den Dachverband für Soziales und Gesundheit endet an dieser Stelle eine langjährige Baustelle, die der Sensibilisierung, der Vernetzung und Koordinierung und immer wieder der Überzeugungsarbeit gewidmet war. Jetzt ist der Dachverband eine der neun Gründungsinstitutionen und als Netzwerk gleichzeitig auch Vertretung der vielen weiteren Organisationen, die das Unterfangen mit Aufmerksamkeit verfolgen, aber zu diesem Zweitpunkt (noch) nicht selbst aktiv eingebunden werden wollten.
1) Aus der Dokumentation: „Die wörtliche Übersetzung der Betreuungsmaßnahme, die von Ministerin Livia Turca eingeführt wird, lautet ‚Nach uns‘. Es geht dabei um die Aktivierung von Betreuungsformen für Menschen mit Behinderung, die so ausgerichtet sind, dass alte Eltern und alternde behinderte Menschen mit Zuversicht in die Zukunft schauen können und eine Gewissheit bekommen, dass die Gemeinschaft, in die die Person mit Behinderung integriert wurde und die soziosanitären Dienste, die sie begleiten, auch dann präsent sein werden, sobald die Eltern und Angehörigen nicht mehr können.“
Die Gründer der Stiftung „Nach uns – Dopo di noi“ sind der Landesverband Lebenshilfe, der AEB – Aktive Eltern von Menschen mit Behinderung, der EHK - Elternverband hörgeschädigter Kinder, der Verein für Sachwalterschaft, der Verband Ariadne für psychische Gesundheit, der Verein AIAS Sektion Bozen, die Südtiroler Vinzenzgemeinschaft und die Stiftung Südtiroler Sparkasse und der Dachverband für Soziales und Gesundheit.
Gut Ding braucht bekanntlich Weile. Und es hat in der Tat eine lange Zeit gebraucht, um die Idee des „Nach uns – dopo di noi“ umzusetzen. Fast ein Vierteljahrhundert lang ist dieses Ansinnen vom Dachverband und seinen Mitgliedsorganisationen unterstützt und vorangetriebenen worden. Mit der Gründung der Stiftung „Nach uns - Dopo di noi“ heuer im April hat nun ein wichtiges neues Kapitel begonnen. Es ist das Ergebnis des großen Wunsches nach Absicherung und Vorsorge für Kinder mit Behinderung, wenn die Eltern selbst dazu nicht mehr in der Lage sind, bzw. nach ihrem Ableben die Kinder weiter gut versorgt wissen wollen.
- „Die Stiftung wird sich als dienstleistende Einrichtung schwerpunktmäßig um das Wohlbefinden sowie die Interessensvertretung von Personen kümmern, die eine dauerhafte oder vorübergehende, stabile oder fortschreitende physische, kognitive oder sensorische Beeinträchtigung oder eine psychische Erkrankung haben, mit dem Ziel und Zweck, den Begleiteten durch die Planung, Umsetzung, Begleitung und Führung von individuellen Wohn- und Betreuungsprojekten ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, auch und insbesondere nach dem Tod der Eltern. Die Stiftung erbringt Beratungs-, Forschungs- und Unterstützungsleistungen für Eltern und Bezugspersonen von Menschen mit Beeinträchtigung, die trotz eigener Pflegebedürftigkeit den Wunsch haben, weiterhin und so lange als möglich in der eigenen Wohnung zu leben und dort betreut zu werden. In diesem Falle gelten auch Eltern und Bezugspersonen von Menschen mit Beeinträchtigung als Begleitete. Jedes Anliegen der Begleiteten wird individuell erhoben und geprüft sowie anschließend aufgrund vertraglicher Vereinbarungen mit den Begleiteten und/oder mit deren rechtmäßigen Vertretern im Rahmen der hierfür der Stiftung zur Verfügung stehenden Vermögens- und Finanzmittel umgesetzt.“ – Zitat aus dem Statut der Stiftung „Nach uns – Dopo di noi“
Bereits im Jahr 2001 gab es in Italien erste Ansätze, um sozialpolitische Voraussetzungen für Aktivitäten im Sinne des „dopo di noi“ auch rechtlich zu verankern, was im „Nationalen Plan für Interventionen und soziale Dienste“ festgehalten wurde. Anlässlich einer Studienfahrt der Landesabteilung Sozialwesen in die Region Marken wurde das Thema bereits damals in einer breiten Runde diskutiert und festgehalten. 1) Zeitgleich wurde auch die Einführung der Sachwalterschaft anstelle der Vormundschaft diskutiert und dann im Jahr 2004 gesetzlich verankert.
Beide Themen wurden von den Organisationen im Dachverband für Soziales und Gesundheit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, so dass jeweils Fachgruppen gebildet wurden, damit sowohl zum „dopo di noi“ als auch zur Sachwalterschaft rasch konkrete Anwendungsmöglichkeiten geschaffen würden. Während sich die Organisationen hinsichtlich der Sachwalterschaft darauf einigten, anstelle von einzelnen Beratungsdiensten eine Fachstelle im Dachverband aufzubauen, die 2006 ihre Tätigkeit aufnehmen konnte, blieb das Projekt „dopo di noi“ aber lange Zeit kaum realisierbar.
Über mehrere Jahre trafen sich Vertretungen des Landesamtes für Menschen mit Behinderungen, des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit, des AEB - Arbeitskreis Eltern Behinderter AEB (heute „Aktive Eltern von Menschen mit Behinderung VFG“), der Lebenshilfe, der Stiftung St. Elisabeth und der Sozialen Genossenschaft Casahaus in einer Arbeitsgruppe, der später auch weitere Organisationen angehörten, um den Bedarf und konkrete Möglichkeiten für einen Start eines „dopo-di-noi“-Projekts in Südtirol zu prüfen. Die Koordinierung übernahm zunächst das Landesamt und später dann der Dachverband. Die Lebenshilfe führte eine Erhebung durch, um festzustellen, ob es seitens der Familien in Südtirol Interesse und auch Bereitschaft gäbe – was von diesen bestätigt wurde.
Die von der Arbeitsgruppe angeregte Lösung, eine bestehende Stiftung mit der Umsetzung des „dopo di noi“ zu betrauen, fand letztlich nicht genug Zustimmung und wurde verworfen. In den Folgejahren fanden einzelne Fachveranstaltung statt, zu denen die bisherigen Akteure jeweils eingeladen waren und wo immer wieder betont wurde, dass das Interesse aufrecht geblieben war. So haben etwa der inzwischen aus dem Dachverband heraus entstandene Verein für Sachwalterschaft oder auch die Forschungs-Genossenschaft Sophia Initiativen ergriffen, und auch die Vereine Lebenshilfe und AEB luden 2019 gemeinsam zu einer Fachtagung ein.
Wieder dauerte es dann fast weitere fünf Jahre, bis ein neuer Anlauf unternommen wurde, wobei diesmal der Landesverband Lebenshilfe die Stiftung Südtiroler Sparkasse als neuen Partner gewinnen konnte und eine Reihe weiterer Mitgliedsorganisationen des Dachverbandes ihre Disponibilität zur Mitgründung einer eigenen Stiftung mit dem Namen „Nach uns - Dopo di noi“ erklärten. Mit einer Startfinanzierung seitens der Stiftung Sparkasse für die ersten drei Tätigkeitsjahre konnte am 23. April 2024 die neue Stiftung endgültig eingerichtet werden. Sie hat ihren Sitz am Waltherplatz in Bozen und nimmt nun die Arbeiten auf. Der von den Gründungsmitgliedern ernannte Verwaltungsrat wird von sechs Personen gebildet. Der Rechtsanwalt und Lebenshilfe-Vizepräsident Armin Reinstadler ist Präsident der Stiftung, sein Stellvertreter ist Giovanni Mischi vom Stiftungsrat der Sparkasse. Im obersten Gremium der Stiftung sind zudem noch Roberta Rigamonti, Kunigunde Weissenegger, Josef Haspinger und Franca Marchetto. Zwanzig weitere bilden den Stiftungsrat und als Ersatzmitglieder scheinen 44 Personen auf, die für eine vertrauenswürdige Abwicklung der anspruchsvollen Funktion bürgen.
Für den Dachverband für Soziales und Gesundheit endet an dieser Stelle eine langjährige Baustelle, die der Sensibilisierung, der Vernetzung und Koordinierung und immer wieder der Überzeugungsarbeit gewidmet war. Jetzt ist der Dachverband eine der neun Gründungsinstitutionen und als Netzwerk gleichzeitig auch Vertretung der vielen weiteren Organisationen, die das Unterfangen mit Aufmerksamkeit verfolgen, aber zu diesem Zweitpunkt (noch) nicht selbst aktiv eingebunden werden wollten.
1) Aus der Dokumentation: „Die wörtliche Übersetzung der Betreuungsmaßnahme, die von Ministerin Livia Turca eingeführt wird, lautet ‚Nach uns‘. Es geht dabei um die Aktivierung von Betreuungsformen für Menschen mit Behinderung, die so ausgerichtet sind, dass alte Eltern und alternde behinderte Menschen mit Zuversicht in die Zukunft schauen können und eine Gewissheit bekommen, dass die Gemeinschaft, in die die Person mit Behinderung integriert wurde und die soziosanitären Dienste, die sie begleiten, auch dann präsent sein werden, sobald die Eltern und Angehörigen nicht mehr können.“
Die Gründer der Stiftung „Nach uns – Dopo di noi“ sind der Landesverband Lebenshilfe, der AEB – Aktive Eltern von Menschen mit Behinderung, der EHK - Elternverband hörgeschädigter Kinder, der Verein für Sachwalterschaft, der Verband Ariadne für psychische Gesundheit, der Verein AIAS Sektion Bozen, die Südtiroler Vinzenzgemeinschaft und die Stiftung Südtiroler Sparkasse und der Dachverband für Soziales und Gesundheit.
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